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Bodega Can Axartell, in der Nähe von Pollensa
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23.07.2021
Vergessen Sie bloß alles, was Sie sich jemals unter einer mallorquinischen Bodega vorgestellt haben. Zumindest wenn Sie einen Abstecher zum Weingut Can Axartell machen, nur wenige Kilometer südlich von Pollensa. Statt auf von Reben umrankte Gemäuer im trendigen Naturstein-Look blickt der Besucher bei seiner Ankunft auf eine über 20 Meter hohe Fassade aus Glas und Stahl, perfekt integriert in einen in den Berg gehauenen Steinbruch. Sollten die James Bond-Produzenten demnächst einmal nach einer ebenso futuristischen wie extravaganten Location Ausschau halten, dürften sie in Can Axartell fündig werden. Auf die höchst ungewöhnliche Idee, eine Bodega dort zu errichten, wo noch im vergangenen Jahrhundert Kalk und Sand aus dem Berg gebrochen wurde, um damit Zement herzustellen, kam die Familie des ehemaligen deutschen Kosmetik-Unternehmers Hans-Peter Schwarzkopf. „Auf der Suche nach einem alten, mallorquinischen Landgut als Insel-Domizil stießen wir Ende der 90er Jahre auf dieses rund 200 Hektar große und weitgehend brachliegende Anwesen namens Can Axartell“, erinnert sich Schwarzkopf. Nach der Restaurierung der verfallenen Wohngebäude stellte sich für den Unternehmer die Frage, was man mit dem Rest des Grundstückes wohl anstellen könnte. „Warum nicht Wein anbauen?“, war irgendwann die Antwort. „Die Bedingungen waren dafür schließlich ideal“, sagt Hans-Peter Schwarzkopf. Neben den kargen Böden, dessen Erdreich einen perfekten Mineralspender für die Reben abgab, machte man sich den Steinbruch für die Kelterung und Lagerung der Weine zu Nutze. „Im Berg-Inneren herrschen das ganze Jahr über 16 bis 18 Grad. Ein natürlicheres Kühlsystem gibt es nicht“, schwärmt Scharzkopf noch heute. Der Wein von Can Axartell sollte aber vor allem eine Bedingung erfüllen. „Er sollte aus einhundertprozentig ökologischem Anbau stammen“, sagt Hans-Peter Schwarzkopf, der ebenso wie seine Frau ein leidenschaftlicher Weinfreund ist, von der Herstellung und Erzeugung anfangs jedoch keinen blassen Schimmer besaß. Mit Hilfe von einigen Weinbau-Experten wurde ein 5-köpfiges Team zusammengestellt, um vor 16 Jahren mit dem Anbau der ersten Weinstöcke zu beginnen. Wissenschaftliche Rückendeckung holte er sich dabei auch von der Balearen-Universität. „Wir verwenden in Can Axartell ausschließlich auf der Insel erprobte Rebsorten wie Melot, Syrah, Pinot Noir, Callet, Manto Negro, Giro, Premsal, Malvasia oder Muscatell“. Darüberhinaus werden auf einem rund drei Hektar großen Testfeld alte, fast vergessene autochthone Sorten angebaut. „Mit Hilfe der Uni in Palma wollen wir versuchen, diese Sorgen in absehbarer Zeit für die Herstellung unserer Weine einzusetzen“, erklärt Schwarzkopf. Neben dem ökologischen Anbau setzt die Bodega bei der Herstellung auf eine auf der Insel einzigartige Gravitationskelterung. Anstatt mecha nischen Pumpen folgen sowohl Trauben als auch Maische auf ihrem Weg in die Kelterung ausschließlich der natürlichen Erdanziehungskraft. „Das Ergebnis sind feinste und unbelastete Geschmacksnuancen“. Das Projekt, in das seine Familie bereits mehrere Millionen Euro investiert haben dürfte, sei aber keineswegs ein Ausdruck von zu viel Langeweile im Rentenalter. „Can Axartell soll irgendwann Gewinne einfahren. Rentabilität war von Anfang an die Prämisse, unter der wir die Bodega hier aufgebaut haben“, so Hans-Peter Schwarzkopf. Unter dem Motto ’Klasse statt Masse’ hat das Weingut vor kurzem mit dem Vertrieb von vier Weinen auf der Insel begonnen: zwei Rotweine, ein Rosé sowie ein Weißwein, die neben mehrere Hotels und Restaurants im Norden der Insel derzeit auch in verschiedenen Feinschmecker-Läden zu finden sind. Durch den Zukauf weiterer Weinanbauflächen bei Vilafranca stehen der Bodega bis kommenden Jahres insgesamt zwischen 55 und 60 Hektar Reben zur Verfügung. Die von Schwarzkopf angepeilte Herstellungsmenge für 2022 beträgt rund 400.000 Liter im Jahr. „Wir werden niemals in der Lage sein, mit dieser Anbaumenge Supermarktketten mit unseren Weinen bedienen zu können. Uns geht es vielmehr darum, qualitativ hochwertige Tropfen auf den Balearen und anderen ausgewählten Märkten anzubieten, ökologische Weine, die vor allem eines können müssen“, sagt Hans-Peter Schwarzkopf. „Ausgezeichnet schmecken“.
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