SHARE ON
Umfassender Überblick über die Bildungsmöglichkeiten für Kinder auf Mallorca
23,368
18.03.2024
Die Schulbildung stellt für Eltern immer ein großes Thema dar, egal wo sie leben. Ist es ohnehin schon schwer genug, die passende Schule für sein Kind zu finden, so wird das noch komplizierter, wenn man seinen Wohnsitz ins Ausland verlegt. Umso mehr können sich die Leute freuen, die einen Umzug nach Mallorca planen, denn das dortige Bildungsangebot kann sich sehen lassen und bietet viel mehr Auswahl, als man gemeinhin vermutet.
Für alle in Spanien lebenden Kinder von 6 bis 16 Jahren besteht Schulpflicht. Allerdings besuchen viele Kinder schon im Alter von drei oder vier Jahren die Vorschule, und die meisten machen ihren Abschluss erst mit 18. Im Bildungssystem der Balearen findet der Großteil des Unterrichts nicht auf Spanisch, sondern in katalanischer Sprache statt.
Im Wesentlichen lassen sich die Schulen auf Mallorca in drei Haupttypen einteilen: staatliche Schulen, subventionierte Privatschulen und völlig unabhängige Privatschulen (darunter spanische und internationale).
Meldet man die Kinder im staatlichen spanischen Schulsystem an, so werden sie für gewöhnlich in der Schule aufgenommen, die ihrem Wohnsitz am nächsten liegt. Die Qualität der staatlichen Schulen auf Mallorca unterscheidet sich von Ort zu Ort, doch insgesamt hat sich das Bildungsniveau in den vergangenen zehn Jahren deutlich verbessert. Allerdings sollte man einige Faktoren bedenken, bevor man sein Kind an einer solchen Schule anmeldet. Zu den klaren Vorteilen gehört, dass Ihr Kind sehr schnell Spanisch lernt, vor allem wenn es schon in sehr jungem Alter eingeschult wird. Somit kann es rasch in das spanische Alltagsleben integriert werden. Zum Zweiten kosten diese Schulen nichts – für die Eltern fallen weder Schulgeld noch Ausgaben für Schuluniformen an. Allerdings müssen sie die Lehrbücher kaufen, was sich zu Beginn eines jeden Schuljahres als ziemlich kostspielig erweisen kann. Und zum Dritten gibt es über die Insel verteilt fast in jedem Dorf solche Schulen, weshalb man problemlos eine finden sollte, die das Kind tagtäglich bequem erreichen kann. Man sollte jedoch auch beachten, dass staatliche Schulen auf Mallorca einen Großteil des Unterrichts in katalanischer Sprache abhalten und nicht auf Spanisch. Das mögen viele nicht-mallorquinische Eltern als Nachteil für ihr Kind werten, weil es deshalb möglicherweise im späteren Leben nicht fließend Spanisch sprechen wird. Darüber hinaus gilt es zu bedenken, dass die spanischen Lehrmethoden anders sind als jene in den nordeuropäischen Ländern, denn der Schwerpunkt liegt eher auf dem Auswendiglernen und nicht so sehr auf kritischem Denken. Außerdem müssen die Schüler regelmäßig Prüfungen absolvieren und ein Jahr wiederholen, wenn sie dort unzureichend abschneiden. Manche Eltern halten diesen Ansatz für zu streng.
Die so genannten Concertados sind staatlich geförderte, halb-private Schulen, die häufig von religiösen Orden betrieben werden. Tendenziell punkten diese Schulen mit einer höheren Bildungsqualität und besseren Disziplin als öffentliche Schulen und sind deshalb sehr gefragt. Concertado-Schulen sind meist sehr groß, mit bis zu 2800 Schülern, was auf manche Eltern vielleicht eher abschreckend wirkt. Allerdings liegt das Schulgeld um ein Vielfaches unter dem der Privatschulen und kann einkommensabhängig berechnet werden, sodass manche Eltern monatlich gerade mal 18 Euro aufbringen müssen. Doch wie die staatlichen Schulen kommen auch diese nur wirklich in Frage, wenn das Kind bei seiner Einschulung sehr jung ist und die spanische Sprache noch relativ schnell erlernen kann.
Privatschulen, darunter auch internationale, genießen sicher den besten Ruf, haben aber natürlich auch ihren Preis – stellen Sie sich auf ein Schulgeld zwischen monatlich 300 Euro an einer spanischen und bis zu 900 Euro an einer internationalen Schule ein, je nach Schule und Alter des Kindes. Die spanischen Privatschulen bieten denselben Unterricht an wie die staatlichen Schulen. Internationale Schulen hingegen richten sich nach den Lehrplänen ihrer jeweiligen Länder und bieten die Prüfungen zu Schulabschlüssen wie dem IGCSE, dem britischen Abitur oder dem International Baccalaureate an. Weiter gibt es Alternativschulen, wie die Nau Escola, die alternative pädagogische Konzepte haben und ihre eigenen Lehrpläne gestalten. Bei Nau Escola liegt das Grundprinzip in der "emotionalen Begleitung" eines Kindes, damit das Kind durch eigene Erfahrungen lernt. Der Lehrplan besteht hier aus "Umgebungen", die kreiert werden, um Autonomie, Verantwortung und Interaktion zu fördern. Privatschulen sind oft besser ausgestattet und bieten eine breitere Auswahl an außerschulischen Aktivitäten.
Auf Mallorca gibt es internationale Schulen, die sich nach den britischen, französischen, deutschen und skandinavischen Schulsystemen richten, wobei nicht alle von ihnen das ganze Programm von der Kindergartenbetreuung bis zur Hochschulreife anbieten. Die meisten sind nicht sehr groß und verzeichnen ausgezeichnete Bildungserfolge. In der Regel kommen in den internationalen Schulen Kinder aller möglichen Nationalitäten zusammen. Somit entsteht ein multikulturelles Umfeld, in dem sie schon von klein auf mit verschiedensten Sprachen in Berührung kommen. Auch viele spanische Eltern schicken ihre Sprösslinge gern in internationale Schulen, wo sie grundlegende Fremdsprachenkenntnisse erwerben können. Allerdings befürchten manche Eltern, dass solche internationalen Schulen eine Art geschlossenes System bilden könnten, in dem die Schüler die spanische Sprache am Ende nicht auf einem hohen Niveau beherrschen und sich nicht wirklich in die örtliche Gemeinschaft eingliedern. Wie viel Wert auf die spanische Sprache gelegt wird, hängt von den jeweiligen Schulen ab. In einigen internationalen Schulen wird der Unterricht nach wie vor auf Spanisch abgehalten, während andere den Schwerpunkt eher auf Englisch, Deutsch bzw. Französisch legen. Und das wirkt sich unweigerlich darauf aus, wie gut die Kinder nicht nur lernen, in den verschiedenen Sprachen zu sprechen, sondern auch zu lesen und zu schreiben. Das Nationalitätengemisch spielt ebenfalls eine Rolle: in Schulen mit einem hohen Anteil an spanischen Schülern wird sicherlich Spanisch die vorherrschende Sprache auf dem Schulgelände sein, selbst wenn es sich dabei nicht um die Hauptunterrichtssprache handelt. Für manche Eltern ist das Hauptziel die komplette Zwei- oder Dreisprachigkeit ihre Kinder. Andere finden es wichtiger, dass diese in ihrer Muttersprache gut genug lesen und schreiben können, um später in der Lage zu sein, sich in das Bildungssystem oder den Arbeitsplatz in ihrem Heimatland einzufügen. Deshalb stellt der Fokus, den die verschiedenen Schulen auf die verschiedenen Sprachen legen, ein wesentliches Entscheidungskriterium dar.
Das Personal in den Rathäusern der Insel kennt sich mit solchen Anträgen aus und sollte in der Lage sein, Sie beim Ausfüllen der erforderlichen Formulare zu beraten. Welche Schulen für Ihr Kind in Frage kommen, wird das zuständige Rathaus für Sie eingrenzen: Sie können aber so gut wie sicher davon ausgehen, dass es einen Platz in der Schule bekommt, die Ihrem Wohnsitz am nächsten liegt. Falls Sie sich für eine Concertado-Schule entschieden haben (und bedenken Sie, dass die Plätze dort heiß umkämpft sind), so sei hier erwähnt, dass die in Palma ansässigen Schulen Luis Vives und Sant Josep Obrer sich 2015 auf der viel beachteten Liste der besten 100 Schulen Spaniens befanden, die jedes Jahr in der Tageszeitung El Mundo erscheint. Auch die spanische Privatschule San Cayetano in Palma steht auf der Liste.
Privatschulen haben jeweils ihre ganz eigene Aufnahmepolitik, also muss man sich an jede Schule gesondert wenden. Hier gilt es zu beachten, dass manche von ihnen lange Wartelisten haben, besonders für ihre Grundschulklassen. Je früher Sie also Ihre Anfragen stellen, desto besser. Halten Sie auf jeden Fall Zeugniskopien Ihres Kindes bereit und eine Empfehlung seines früheren Schulleiters. Einige Schulen verlangen obendrein Aufnahmetests in den Kernfächern (üblicherweise in der jeweiligen Unterrichtssprache und in Mathematik), um zu beurteilen, in welche Klasse das Kind aufgenommen werden sollte. Am Ende werden für gewöhnlich eine Kaution und die Aufnahmegebühr verlangt.
In welche Schule Sie Ihr Kind am Ende schicken, hängt also von Ihrem Wohnort ab, Ihrer finanziellen Lage, der Persönlichkeit Ihres Kindes – und natürlich auch von seinen Zukunftsplänen. Möchte es an einer spanischen Universität studieren, empfiehlt sich sicherlich eine Schule, die sich an dem spanischen System orientiert. Plant es allerdings die Rückkehr in das Heimatland der Eltern, so sollte es eher die dort anerkannten Qualifikationen anstreben.
Hören Sie sich in Ihrem Umfeld um. Erkundigen Sie sich bei anderen Eltern über die verschiedenen Schulen. Natürlich können Sie auch dortige Schüler nach ihrer Meinung fragen – auf die Art ergibt sich ein noch ausgewogeneres Bild.
Egal ob Sie sich für das staatliche System oder eine Privatschule entscheiden, für eine spanische oder internationale Schulbildung – auf jeden Fall ist persönlicher Einsatz gefragt, um die perfekte Schule zu finden. Wenn Sie eine internationale Schule in Betracht ziehen, sollten Sie in Erfahrung bringen, bei welcher Aufsichtsbehörde die jeweilige Schule registriert ist. Haben Sie sich für das spanische System entschieden, so empfiehlt es sich, im Rathaus nachzufragen, ob dort Informationen über jüngst stattgefundene Inspektionen seitens des Bildungsministeriums vorliegen. Darüber hinaus können Sie die Botschaft Ihres Heimatlandes um Empfehlungen bitten. Internationale Schulen müssten beim spanischen Bildungsministerium registriert sein und werden regelmäßig überprüft, sofern sie den Unterricht in spanischer Sprache abhalten. Möglicherweise sind die Schulen auch Mitglieder des European Council of International Schools (ECIS). Die britischen Schulen unterstehen der National Association of British Schools in Spain (NABSS). Sämtliche internationalen Schulen sollten beim Bildungsministerium des Landes ihrer jeweiligen Unterrichtssprache registriert und von ihm zugelassen sein und sich in regelmäßigen Abständen Inspektionen unterziehen.