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Suchen Sie nach diesem alten Haus, das als Museum in Sóller perfekt erhalten ist
Wer Ca'n Prunera besuchen will, muss genau wissen, wo es ist – oder sich durchfragen. Insofern ist es mit Can Prunera wie mit vielen sehenswürdigen Orten auf Mallorca. Zunächst einmal gibt es kein Hinweisschild auf das Museum, das vor einem Jahr mit großem Brimborium eingeweiht wurde. Aber natürlich kennt fast jeder das Jugendstil-Gebäude in der Stadt Sóller. „Das Besondere ist, dass wir nichts verändert haben. Es sind immer noch dieselben Möbel, dieselben Lampen, dieselbe Küche, dieselben Betten und dieselben Vitrinen“, sagt der bekannte mallorquinische Verleger Pedro oder katalanisch Pere M. Serra. Der erklärte Kunstliebhaber war die treibende Kraft hinter dem Erwerb und der Erneuerung des Gebäudes. Ohne ihn, den gebürtigen Sólleric, gäbe es das Museum gar nicht. Denn Serra hat mit seiner Stiftung „El Trén de l’Art“ („Der Kunstzug“) dafür gesorgt, dass nicht nur das Haus erhalten, sondern zusätzlich mit moderner Kunst gefüllt wird. So erlebt der Kunstliebhaber nicht nur eine Reise durch die zeitgenössische Kunst, sondern auch eine Zeitreise durch die Ära des Jugendstils, die innerhalb des Hauses noch lebendig ist. Fast möchte man auf das Eintreffen des Hausherrn warten, um mit ihm eine Zigarre im Bibliothekszimmer zu rauchen.
Die Geschichte der Museums ist schnell erzählt. Eine Stadträtin aus Sóller schlug Pedro Serra, dem berühmten Sohn der Stadt, im Jahr 1998 den Erwerb des Hauses vor. Der damalige Besitzer, Sebastià Puig Magraner, wollte am liebsten an einen Mallorquiner verkaufen und die Garantie haben, dass sein Haus erhalten bleibt. Die Familie Magraner war im 19. Jahrhundert nach Frankreich ausgewandert und hatte dort mit dem Import von Zitrusfrüchten aus Sóller ein Vermögen verdient. „Die Geschichte Sóllers ist eine Geschichte der Auswanderer des Ortes“, sagt Pedro Serra. Ohne sie, so der Unternehmer, „hätte es keinen Reichtum gegeben“. Die Magraners ließen Can Prunera im Jahr 1909 mitten im Ort bauen, in der heutigen Carrer de la Lluna.
Für den bald 82-jährigen Serra geht mit dem Erwerb und der Restaurierung des Hauses ein Kindheitstraum in Erfüllung. „Es war immer das schönste Haus im Ort“, sagt er. Nicht nur das. Den Kauf des Hauses konnte er nun mit seiner Kunstleidenschaft verbinden. „Die habe ich von meinem Großvater väterlicherseits“, sagt er. Der war Leibarzt von vielen Impressionisten, die aus Katalonien nach Mallorca zum Malen kamen, wie Joaquín Mir oder Santiago Rossinyol. Diese malten an der Nordküste der Insel. „Immer am Sonntag trafen sie sich dann in Sóller, wo mein Großvater Arzt war. Ab und zu schenkten sie ihm ein Werk. Ich sah also ständig neue Bilder, wenn ich meinen Großvater besuchte.“ Und er bereut sein Engagement nicht, wenn er sieht, wie sehr die Kunstfreunde das neue Museum annehmen. „Wir hatten im Mai 700 bis 800 Besucher pro Woche, das ist sehr gut.“ Er bereut nichts, auch wenn die Restaurierung viele Probleme mit sich brachte. Der ursprüngliche Kostenvoranschlag von 2 Millionen Euro für den Umbau wurde verdoppelt, denn Ingenieure stellten fest, dass die Vigas, die Dachstreben, von der weißen Ameise befallen war. Ein Schädling, der die Restauratoren um den Mallorquiner Pepe Pardó zwangen, alle Vigas auszutauschen. Es machte die Restaurierung nicht nur teurer, sondern verzögerte auch die Vollendung um ganze zwei Jahre. Aber es hat sich gelohnt. „Das Schönste sagten die Ingenieure der Landesregierung nach Ablauf der Bauarbeiten: Es gebe wohl in ganz Spanien kein Jugendstil-Gebäude, das so originalgetreu wie Can Prunera instandgesetzt wurde. Und genauso ist es.“ Serra, vor wenigen Wochen von der Landesregierung mit der goldenen Ehrenmedaille für sein kulturelles Engagement ausgezeichnet, lächelt, wenn es um die Frage der Finanzierung geht. „Mir wurde wirklich jede denkbare Unterstützung zuteil, aber an Geld habe ich nicht einen Euro gesehen.“ Ein kleiner Seitenhieb auf die Gemeinde Sóller, die von dem Museum am meisten profitiert.
Ein Teil der Ausstellung im Erdgeschoss ist Joan Miró gewidmet, einer von Pedro Serras Lieblingsmalern. „Er hat 40 Jahre auf Mallorca gelebt, obwohl gebürtig aus Barcelona, fühlte er sich wie ein Mallorquiner“, sagt der Verleger. In seinem Büro im Verlagshaus der Ultima Hora hängen ebenfalls einige Werke von Miró. Neben dem Wohnzimmer im Erdgeschoss befindet sich eine Sammlung antiker Wachspuppen aus dem 19. Jahrhundert. Allerdings vermisst der ausländische Besucher hier eine erklärende Tafel. Sämtliche Schilder im Erdgeschoss sind zudem auf Katalanisch verfasst. Das soll künftig geändert werden. Zumindest werde es den Katalog zur Ausstellung bald auf Deutsch und Englisch geben. „Er wird gerade gedruckt“, sagt Pedro Serra. In sechs Sprachen (englisch, deutsch, spanisch, katalanisch, italienisch, französisch) stehen bereits die Erklärungen zur Ausstellung in der ehemaligen Küche im Untergeschoss. Die geht auf eine persönliche Initiative Perdo Serras zurück, denn er wollte Juli Ramis unbedingt in der Can Prunera haben. „Er ist einer der komplettesten Maler, die ich kenne“, sagt er.
Teile seiner ganz persönlichen Sammlung befinden sich im 2. Obergeschoss, direkt unter den erneuerten Dachstreben. Hier hängen Werke von Kandinsky, Picasso, Warhol neben Barceló oder auch des Star-Architekten Santiago Calatrava. In einem gesonderten Raum steht eine Projektion der mallorquinischen Künstlerin Francesca Martí. Serra ist die Förderung der Inselkünstler eine Herzensangelegenheit. Die Insel, auf der Miró und viele andere Künstler wirken, brauche eine lebendige Museumskultur. „Ein bisschen mehr Liebe zur Kunst täte der Insel gut. Ich habe noch ein großes Ziel. Das Es Baluard-Museum in Palma soll wieder die Bedeutung bekommen, die es verdient.“ Auch diesen Traum wird sich Pedro Serra vermutlich noch erfüllen.
Winter: 1. November - 28. Februar von 10.30 bis 18.30 Uhr. Einlass bis 30 Minuten vor Schließung. Montags geschlossen. Sommer: 1. März - 30. Oktober, 10.30 bis 18.30 Uhr. Sonntags und montags geschlossen. Das Museum ist am 1. und 6. Januar, 1. Mai, am zweiten Sonntag im Mai und am 25. Dezember geschlossen. Am 24. und 31. Dezember, ist Ca'n Prunera von 10:30 bis 14:00 Uhr geöffnet.
Carrer de sa Lluna, 86-90, Sóller
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Languages: Spanish, Catalan & English