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Ein Besuch auf einem Bauernmarkt ist ein ehrlicher Austausch mit der Insel
Maria Salinas weiß genau, wo sie hin muss, um an frische Produkte zu kommen. Die Königin der mallorquinischen Küche hüpft ins Auto und fährt die Landstraße hinter Inca zu einer kleinen ‘granja’ am Rande von Pina entlang. Als sie auf den Hof fährt, wird sie von Margalida der Besitzerin begrüßt und in einen Raum mit reichhaltigem und bunten Angebot an frischem spanischen Gemüse geführt. Leuchtend rote Paprika, sattgrüner Kohl, majestätisch lilafarbene Auberginen und erdig braune Kartoffeln frisch ausgebuddelt aus dem Feld vor der Türe. Hier findet Maria Salinas jene Lebensmittel, die der Qualität ihres vielgepriesenen Restaurants in Mancor de la Vall gerecht werden. S’hort de C’an Jaume ist in vielen Aspekten das genaue Gegenteil zu einem langweiligen Supermarkt. Schlicht, bescheiden und gesund. Der Hof erinnert nicht einmal an einen Marktstand, sondern lädt fast dazu ein, selbst mit dem Spaten loszuziehen und das eigene Gemüse auszubuddeln. Hier einzukaufen ist zudem extrem günstig. Als das Team von abcMallorca an einem kalten Novembertag auf dem Hof vorbeischaute, füllten wir unseren Einkaufskorb für nur 10 Euro bis oben hin - wobei das Geld direkt in die Hände von Margalida und ihrem Mann fließt. Das ist das Schöne der Venda Directa (Direktverkauf); einer Initiative des Landes zur Verbindung der Gemeinde mit den mallorquinischen Landwirten. Das erhöht den Wert für den Kunden und die Fairness für den Produzenten. Es ist jedoch noch viel mehr. Während unseres Besuchs verschiedener Feinkoststätten der Insel konnten wir bei unserer Pina-Tour hinter das grüne Venda Directa Schild blicken. Das weite Feld voll satter, roter Erde mit seinen riesigen Kohlköpfen erinnerte uns an den Ursprung unserer Lebensmittel. Hier breiteten wir unser Picknick aus, das uns von der fröhlichen Maria Salinas und ihren Helfern zubereitet wurde: Ramallet-Tomaten in Olivenöl, herrlich weiches Brot aus ‘patatas violetas’ (lila Kartoffeln), köstlicher Schafskäse und etwas Wermutwein, der uns, zusammen mit dem Feuer, an dem kalten Herbsttag etwas aufwärmte. Die zweite Station unserer Tour war die Formatgeria Son Jover, eine Käserei mitten auf dem Land am Hang des Puig de Santa Magdalena. Bei unserer Ankunft verriet uns der Bauer Antoni Seguí, was seinen „queso” so besonders macht: die familieneigene Schafherde mallorquinischer roter Schafe. Die Familie des 22-jährigen Antoni führt diesen Hof seit vier Generationen mit rein traditionellen Verfahren. Ihre zertifizierten Bio-Weich-, Halbhart- und Hartkäse verkaufen sie auf den Märkten von Santa Catalina und der Plaza de los Patines in Palma. Aber auch direkt auf dem Hof kann man ihn kaufen. Wie bei allen kleinen Unternehmen der Venda Directa, findet man auch hier eine einladende Atmosphäre und die Bereitschaft den Kunden zu informieren und ihm ein altes Handwerk zu zeigen, das man heutzutage kaum mehr zu sehen bekommt. Als wir an jenem Morgen auf dem Hof ankamen, war die morgendliche Fütterung in vollem Gange und in dem hofeigenen Melktank sprudelte eine cremige Köstlichkeit, die für die Milchqualität dieser besonderen Rasse zeugte. Von November bis Mai ist bei Son Jover Hochsaison, denn die saftig grünen Weiden garantieren in diesen Monaten höchste Milchqualität. Die Liebe zu Milchprodukten wird in unserer Gruppe fast uneingeschränkt geteilt, aber die nächste Station wird von allen mit gemischten Gefühlen angefahren: ein Schneckenhof. Schnecken sind auf Mallorca eine Delikatesse und seit der vorrömischen Zeit fester Bestandteil inseltypischer Gerichte. Sa Caragolera am Rande von Binissalem widmet sich der Schneckenzucht (oder auch unter dem Fachbegriff Helizikultur bekannt) und umfasst weite eingezäunte Flächen mit feuchter Erde und saftigem Gras. Für Gruppen ab 10 Personen bietet Sa Caragolera Führungen mit anschließender Verkostung an. Schneckenpastete, Schneckenteigbällchen, fritierte, gebratene, gekochte und mit Sobrasada verfeinerte Schnecken. Und zu unserer eigenen Überraschung als Neulinge alles ziemlich lecker. Man muss es probiert haben. Vielleicht nehmen Sie dann sogar etwas mit nach Hause. Unser Dank geht an Laura Duran vom Mallorca Gourmet Club für das Organisieren dieser Tour.