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Verhaltensregeln für die Insel
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20.03.2020
Einer der peinlichsten Momente, den wir im Ausland erleben können: Ein Einheimischer, der uns in einer Sprache Vorhaltungen macht, die uns „Spanisch vorkommt“, und der ständig “No, no, no…” sagt. Solche Beispiele gibt es auf Mallorca glücklicherweise eher selten, aber es ist immer nützlich, die lokalen Verhaltensregeln zu kennen. Zunächst einmal ist Mallorca eine kosmopolitische Gesellschaft, die seit Jahrzehnten Ausländer willkommen heißt und bei sich aufnimmt. Möchte man jedoch einem der ersten von Ausländern verfassten Bücher über das Leben auf der Insel Glauben schenken, war das nicht immer so. Aber die Zeiten haben sich geändert, seit Frédéric Chopins Geliebte, George Sand, den Eindruck hatte, die Einheimischen des 19. Jahrhunderts misstrauten ihr, da sie Zigarren rauchte und Hosen trug – obwohl das nicht heißt, dass die Erscheinung keine Bedeutung mehr hat.
Forasters nennen die Einheimischen Menschen, die nicht von der Insel stammen, also auch die Spanier vom Festland. Wie alle Südländer sind die Mallorquiner stolz auf ihren Geschmack in Bezug auf Kleidung. Deshalb spielt es eine große Rolle, wie ein Besucher gekleidet ist. Am deutlichsten kommt dies beim Besuch von Kirchen und anderen Sakralgebäuden zu Ausdruck, wo es angebracht ist, sich ausreichend zu bedecken.
Ein gewisses Feingefühl für das richtige Outfit ist auch in den Innenstädten ratsam. Nur die jungen Leute laufen in Shorts herum, während die meisten Berufstätigen Hemd und Hose tragen. In Spanien verlassen 9 von 10 Besuchern den Küstenstreifen erst gar nicht, das heißt, die meisten Touristen gehen davon aus, dass sie im Urlaub leicht bekleidet sein werden. Was jedoch nicht bedeutet, dass es in Ordnung ist, im Badeanzug bzw. „oben ohne“ bei den Herren durch die Innenstadt zu laufen. Das persönliche Erscheinungsbild gilt hier als Maßstab für den Charakter. Auch Schuhe werden als äußerst wichtiger Bestandteil der Kleidung betrachtet. So lässt sich vielleicht erklären, weshalb auf Mallorca solch weltberühmte Schuhmarken wie Camper, Lottusse, Farrutx und Bestard ansässig sind. Unseren Leserinnen sei gesagt, die Chancen stehen gut, von einem Mann ein Kompliment über Ihr Aussehen zu hören. Das gehört allerdings einfach zum guten Ton. Hier beginnt der nächste Schritt der Etikette und viele Ausländer fühlen sich dabei nicht recht wohl in ihrer Haut.
Der Kuss auf die Wange ist üblich, wenn man einer Frau vorgestellt wird, bei jedem gesellschaftlichen Anlass und auch manchmal im geschäftlichen Rahmen. Viele Nordeuropäer, die nicht an soviel Körperkontakt gewohnt sind, nähern sich zwar, entfernen sich aber wieder und so entstehen peinliche Momente. Haben Sie keine Angst, küssen Sie munter drauf los.
Die kleinste Kritik an ihrer Insel oder ihrem Land wird von Mallorquinern nicht gern gesehen, ebenso wie die Zurschaustellung von Überlegenheit und Intelligenz. Im Gegensatz zur Kleidung, wo ein gewisses Maß an Aufschneiden geschätzt wird, hat bei zwischenmenschlichen Beziehungen Bescheidenheit Vorrang vor Rechthaberei. Ein Thema, das man am besten ausklammern sollte, ist Politik und der Spanische Bürgerkrieg der dreißiger Jahre. Dieser Krieg hatte großen Einfluss auf die Insel und die nachfolgende Franco-Diktatur war hier ebenso spürbar wie in anderen Gebieten. Eine Möglichkeit, einen angenehmen Eindruck zu hinterlassen und ein Lächeln hervorzurufen ist, seine Wertschätzung gegenüber der einheimischen Kultur und der mallorquinischen Sprache zu zeigen.
Eigentlich ist es ein Dialekt des Katalanischen, die meisten Geldautomaten und Menüs arbeiten damit, aber die Mehrheit der Einheimischen nennt es „mallorquí”. Praktisch alle Straßenschilder und Ortsnamen sind auf Mallorquinisch. Einige Bemühungen dies umzusetzen, verliefen eher halbherzig, und so finden Sie gleichzeitig Schilder mit Santa Ponsa und Santa Ponça.
Am Strand drehen sich die wichtigsten Verhaltensregeln um die Lautstärke. Laut Musik zu hören gilt als unverschämt und ist verboten. Aus Rücksicht sollte man seinen Müll mitnehmen. Viele Mallorquiner besuchen den Strand nur sonntags.
Mallorca hat hart daran gearbeitet, wichtige Umweltschutzmaßnahmen zu etablieren, um seine sauberen Strände, Berge und Dörfer zu erhalten. Nehmen Sie auf Ihre Ausflüge eine zusätzliche Tüte mit, um Ihren Müll darin zu sammeln. Es gibt auf der ganzen Insel Wertstoffcontainer für Glas, Kunststoff, Papier und Textilien.
Trinkgeld zu geben ist keine weit verbreitete Gewohnheit, und viele Einheimische hinterlassen auch bei hohen Rechnungsbeträgen nur ein wenig Kleingeld. Man hört, dass viele Kellner mit aufgerissenen Augen die Großzügigkeit der Ausländer bestaunen. Es ist nicht üblich, in Bars, Cafeterias oder im Taxi Trinkgeld zu geben, was nicht heißt, dass es nicht gut ankommt.
Wenn Sie mit dem Mietwagen unterwegs sind, halten Sie sich an die Straßenverkehrsordnung und vermeiden Sie jegliche Konfrontation mit anderen Fahrern. Falls ein Einheimischer unverschämt wird, zahlen Sie es ihm nicht mit gleicher Münze heim.
Die Verhaltensmaßregeln im Ausland sind weitgehend universell, die Nuancen hängen jeweils von einzelnen Gemeinschaften ab. Auf Mallorca konzentrieren sich die Hauptunterschiede auf die Kleidung der Besucher und den Stolz der Einheimischen auf ihre Kultur und Sprache.