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Christina Schallock produziert exzellenten Wein in der Nähe von Pollença
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09.07.2019
Christina Schallock versteckt ihre Fingernägel und lacht, als wir ein Foto von ihr schießen. „Die bitte nicht fotografieren, die sind ja ganz dreckig!“, sagt sie. Dass sie mit 76 Jahren immer noch auf ihrem Weingut arbeitet, ist beeindruckend, und so überrascht ihr fester Händedruck zur Begrüßung nicht. Mit diesen kraftvollen Händen verwandelte sie vor 20 Jahren den schwer zu bearbeitenden Steinboden in fruchtbares Land um und schuf auf drei Hektar ein Landgut, dessen Erzeugnisse heute ihresgleichen suchen. In der Umgebung gibt es keinen Landwirt, der eventuell Chemikalien einleiten könnte, keine Industrie, keine Verkehrsabgase – nur die Brise des Xaloc, der durch die Reben weht, und Frieden und Ruhe verbreitet. „Von Anfang an mochte ich die Energie hier. Der Wein ist ein Lebewesen und seine Umgebung ist wichtig“, sagt sie dazu. Nein, Chemikalien brauche sie nicht: „Je weniger Feuchtigkeit, desto weniger Probleme hat man mit Schimmel und Insekten. Man muss den Wein erziehen, ich wässere die Reben nicht ein einziges Mal im Jahr. Denn die Wurzeln suchen selbst nach Wasser, sie graben sich bis zu 15 m tief in den Boden“, erklärt sie.
Vor 20 Jahren wusste sie über Wein noch nichts. Damals träumte sie bloß, träumte von einem Stück Land, während sie aus dem Fenster ihres damaligen Arbeitsplatzes, dem benachbarten Golfclub Pollença, hinausschaute. Dann kaufte sie das Grundstück einfach, ihrem Motto folgend: „Höre nie auf anzufangen, fange nie an aufzuhören!“ Sie verkaufte ihr Hab und Gut in Deutschland und investierte all ihr Vermögen in das Weingut. Am Anfang wohnte sie noch in einer kleinen Hütte auf dem Grundstück. Ohne Heizung und nur mit einer Außendusche. „Der erste Winter hat mich dann doch etwas überrascht, ich wusste gar nicht, wie kalt es auf Mallorca werden kann“, sagt sie. Die Dusche gibt es noch heute. „Man muss 100 % geben und mit dem Wein zusammenwachsen.“ Das ist für sie der einzige Weg, einen außergewöhnlichen Wein zu produzieren. Ihren Wein auf Mallorca zu finden, ist gar nicht so einfach. Entweder man besucht eines der wenigen Restaurants, die den Wein auf der Karte haben, oder besucht sie in Pollença. Auf ihrem Weingut veranstaltet sie zahlreiche Events und auch die führt sie alle selber durch. „Ich habe so ein Glück, dass ich so viele interessante Menschen hier kennenlerne. Viele meiner Kunden besuchen mich jedes Jahr erneut, viele sind zu Freunden geworden.“ Mit dem ersten Glas Wein, den sie serviert, fühlt man sich gleich noch vertrauter, fast wie ein alter Bekannter. Es ist ein Rosé (Verano 2018), den sie zu 100 % aus der autochthonen Traube Gorgollassa macht. Für einen Rosé hat er überraschend viel Tiefe und könnte nicht besser zum Sommer passen, ideal für ein leichtes Mittagessen auf der Terrasse. Seine klare Aprikosenfarbe spiegelt sich auch im Geschmack wider, die feinen Aromen der Frucht treten deutlich hervor. Danach probieren wir den prämierten Monada 2012, ein rubinroter Wein (hauptsächlich Cabernet Sauvignon), der durch seine Holznote, Aromen von Beeren und Kirschen sowie weiche Tannine besticht. Nach nur einer Stunde ahnt man, woher Christina Schallock ihre Kraft nimmt, trotzdem bleibt man erstaunt zurück und wünscht sich, etwas von ihrer Energie mitzunehmen. Dem Wein wird viel nachgesagt, aber eines ist sicher: er verbindet. Zum Abschied gibt es zwei Küsse – und eine Umarmung.
Finca Can Puig, Pollença
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