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23.06.2017
Liz Barratt-Brown steht in Shorts und mit einem Pinsel in der Hand auf der Sonnenterrasse und streicht das Geländer. Eine Freundin von ihr ölt die Holzliegestühle, in zehn Tagen kommen die ersten Gäste, die einen Teil des Sommers in Pedruxella Gran verbringen. Zwei Monate lang verwandelt sich die Finca im Tal Vall d’en March in Pollença dann in ein Ferienhaus der besonderen Art: mit 242 Hektar Land drum herum, auf denen Steineichen, Oliven- und Johannisbrotbäume wachsen, Schafe, Ziegen und Hühner leben. Die Gäste können ihr eigenes Bio-Gemüse ernten, in einem antiken Steinofen Pizza und Brot backen, auf 200 Meter Höhe im Pool plantschen und dabei den Postkartenblick auf die Berge genießen. „Die übrige Zeit im Jahr steht unser Haus ehrenamtlichen Helfern offen, die gegen freie Kost und Logis auf der Finca mithelfen“, erzählt Liz, die für eine amerikanische Umweltschutzorganisation arbeitet. Von ihrem Vater erbte sie das ungewöhnliche Anwesen aus dem 13. Jahrhundert, das im Mittelalter ein Anlaufpunkt für Templer war, die in nahe gelegenen Höhlen Silber gewaschen haben sollen. Liz’ Vater lebte gut 25 Jahre in Pedruxella Gran, dem „Ort zwischen den Steinen“, renovierte die historischen Gebäude, kaufte Möbel und alte Werkzeuge, die zum Ambiente passten, pflanzte Bäume und engagierte sich für Mallorcas Vogelschutz. Als seine Tochter den Besitz 1997 übernahm, zog die Amerikanerin mit Mann und Kindern für zwei Jahre nach Mallorca – um das Werk ihres Vaters fortzuführen. Das Paar modernisierte das Haus, ohne den alten Stil zu verändern und legte einen großen Gemüsegarten an. „Inzwischen gibt es sogar Wifi“, erzählt Liz, die sich noch an Zeiten erinnert, als das Telefon bei Regen einfach ausfiel. Da Arbeit und Ausgaben auf der Finca beträchtlich waren, beschlossen sie und ihr Mann Bos Dewery mit der Organisation WWOOF (World-Wide Opportunities on Organic Farms) zu kooperieren. Das weltweite Netzwerk bringt Menschen zusammen, die naturverbunden leben und auf einem Biohof unentgeltlich mitarbeiten wollen. 200 Freiwillige aus 20 verschiedenen Ländern packten in den letzten neun Jahren in Pedruxella Gran mit an. Gearbeitet wird fünf Stunden am Tag, sechs Tage die Woche, man lernt etwas über biologische Landwirtschaft und Mallorcas Geschichte und Traditionen. Die Aufgaben auf der Farm sind abwechslungsreich: Tiere versorgen, Gemüsegärten pflegen, Oliven und Johannisbrot pflücken, Bäume stutzen, Zäune und Mauern reparieren. Wie das geht, erklärt Tolo Bennasser. Der Farm-Manager verbringt das ganze Jahr auf der Finca, während Liz und Bos zwischen Washington und Mallorca pendeln. Die ersten Freiwilligen kommen im September, sie werden die Olivenbaumfelder von Gestrüpp und Brombeerbüschen befreien und die Erntenetze rund um die Stämme auslegen. Die Olivenernte und das Thanksgiving-Fest im Herbst sind jedes Jahr ein Höhepunkt in Pedruxella Gran, weil dann die über 500 Jahre alte Ölmühle für vier bis fünf Wochen in Betrieb geht. „Sie ist eine der letzten ihrer Art, die auf der Insel noch in Funktion ist“, sagt Liz. Wie schon in der Antike werden die Oliven zuerst mit einer Steinpresse zu einer Paste zermahlen, ein Esel zieht den großen Mühlstein im Kreis. Mit Hilfe einer Spindelpresse, die wie ein Schraubstock funktioniert, wird das Öl aus dem Fruchtbrei gepresst. Zu den Abnehmern des Olivenöls mit Bio-Siegel gehören Fünfsternehotels wie La Residencia in Deià und Son Brull in Pollenca. „Das Pressen nach alter Manier ist im Vergleich zu modernen Verfahren eher unrentabel“, sagt Liz. Ihr Motto heißt: Use it or lose it – was man nicht gebraucht, geht verloren.
Das gilt auch für die alten Ställe und Wohngebäude. Zwischen den meterdicken Außenmauern fühlt man sich im Inneren gut beschützt, die massiven Steinwände regulieren gleichzeitig die Temperatur im Haus. Um einen Innenhof mit altem Wachturm und einen von Efeu umrankten Patio verteilen sich auf zwei Etagen sieben Schlafzimmer, fünf Bäder, Bibliothek, Küche, Ess- und Wohnzimmer. Die insgesamt 1.300 Quadratmeter werden von Liz, ihrer Familie, Freunden und Gästen abwechselnd bewohnt. Zum ersten Mal in diesem Jahr bieten Liz und Bos auch eine Kombination von Urlaub und Arbeit an. 'Voluntourism' richtet sich an Gäste, die zum Baden oder Wandern nach Mallorca kommen und gleichzeitig helfen möchten, ein altes Landgut zu erhalten. 'Voluntourists' arbeiten drei Stunden am Tag, fünf Tage die Woche und erhalten dafür eine Ermäßigung auf den Mietpreis des Ferienheims. „Doch das ist nicht alles“, sagt Liz und lächelt. Die Schönheit der Natur in Pedruxella Gran erleben zu dürfen ist unbezahlbar und bedeutet für sie wahren Luxus. „Das Leben an solch einem friedlichen Ort verändert die Menschen“, glaubt Liz und meint damit auch sich selbst. Man lernt zu schätzen, woher das Essen kommt, Konsum wird unwichtig, das Lebenstempo langsamer. „Dieses Bewusstsein nehmen die Menschen mit“, sagt Liz, „in ihren Alltag, in ihr Zuhause.“ Besuchen Sie www.pedruxella.com, um mehr über Freiwilligenarbeit auf Pedruxella Gran im Austausch für Kost und Logis zu erfahren.
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